Kostenloses Resilienztraining mit der Deutschen Bahn
Seit knapp 2 Jahren fahre ich 2-3x im Monat von Gelsenkirchen nach Hamburg und zurück. Dazu vereinzelte Fahrten nach Berlin, München etc.
Habe allerdings erst heute verinnerlicht, dass mir 2 Jahre lang ein kostenloses Resilienz Training geboten wurde. Ich habe dabei sämtliche Tools anwenden können (Vertrauen, Loslassen, Akzeptanz, Netzwerken, Zukunftsorientierung…..), da ich ständig durch die verschiedensten Situationen gefordert wurde. Warum?
Pleiten, Pech und Pannen
Von 10 Fahrten sind mindestens 5 katastrophal, 4 miserabel und 1 Fahrt ok.
Verspätungen und Zugausfälle werden zwar ab 60 Minuten Verzug finanziell entschädigt, alles andere muss hingenommen werden:
- Fahrten im Sommer mit Ausfall der Klimaanlage (und die Fenster sind nicht zu öffnen),
- kurzfristiger Gleiswechsel und dazu defekter Aufzug, so dass man den schweren Koffer innerhalb weniger Minuten beispielsweise von Gleis 14 zu Gleis 8 schleppen darf; hatte dabei schon des öfteren eine ältere besorgte Dame an der Hand, die mit der Situation überfordert war
- veränderte Wagenreihung, so dass man entgegen der App Ankündigung den kompletten Zug ablaufen darf, um in den Wagen mit dem reservierten Sitzplatz zu kommen
- technische Störungen des Zuges mit Stillstand auf offener Strecke ohne zu wissen, wann es weitergeht . Gelegentlich darauf hin eine beendete Fahrt mit Ausstieg.
- Geschlossenes Bordbistro (besonders toll bei weiteren Strecken wie z.B. Hamburg-München und eingeplantem Frühstück im Zug),
- Stinkende und verdreckte Toiletten,
- Stehplatz anstatt reserviertem Sitzplatz aufgrund von Verspätung und Nichterreichen des Anschlusszuges, ..........um nur einige Beispiele zu nennen.
Und ja, ich tue es mir immer noch an, u.a. weil ich seit Monaten eine Schulterverletzung habe und weitere Strecken nicht mit dem Auto fahren kann.
Erst Donnerstag habe ich für die Strecke Hamburg-Gelsenkirchen 10 anstatt 3 Stunden gebraucht. Das war ausnahmsweise dem stürmischen Wetter und umstürzender Bäume geschuldet. Aber die dazu fehlende Kommunikation laste ich der DB an.
Weihnachten mit der Deutschen Bahn
Gestern am 1. Weihnachtstag gibt es dann wieder ein Geschenk der DB.
Ein liegengebliebener Güterzug bringt die Fahrt von Gelsenkirchen nach Münster bereits in Recklinghausen zum Erliegen. Der Zug muss verlassen werden und es tut sich über eine Stunde nichts. Keine Infos ob und wann es weitergeht… Zugbegleiter verlassen den Zug und sind kurz darauf auch nicht mehr zu sehen. Ach ja,öffentliche Toiletten gibt es dort auch nicht, warum auch?! Ältere Menschen, Frauen mit Kindern bleiben zurück, ohne dass sie nur annähernd Unterstützung erhalten.
Mit zwei Ladies um die 70 und einer jungen Frau mit drei Kindern im Schlepptau organisiere ich schließlich ein Großraumtaxi zur Weiterfahrt nach Münster. Unser Anschlusszug nach Hamburg ist heute mit 5 Minuten Verspätung ziemlich pünktlich, ich aber nicht. Mit knapp 2 Stunden Verspätung erreiche ich mein Ziel - vielen Dank, für diesen Stress (körperlich und mental) und dass mir wertvolle Zeit mit meinem Freund genommen wurde…ist ja nur Weihnachten.
Es dauert echt lange bis ich mich über etwas aufrege, ich gehöre eher zu den Menschen, die keine Beschwerden sondern viel lieber Lob-Emails verschickt. Aber es reicht mir einfach.
Meine Denkanstöße für die DB
- Die @deutschebahn darf endlich ihren Auftrag zur Leistungserbringung zuverlässig wahrnehmen, schließlich erbringe ich auch meine Gegenleistung und zahle dafür (und es ist nicht immer günstig).
Ich vermisse es, dass es in der Gesellschaft einfach hingenommen wird. Sonst regt man sich doch über alles auf, bewertet alles und jeden, selbst wenn es einem nicht zusteht. Aber hierbei ist es mir nicht LAUT genug.
Wo sind denn die Medien, die sonst jedes Thema ausschlachten und eine Mücke zum Elefanten werden lässt? Man findet nur vereinzelt Artikel.
Einen finde ich allerdings sehr spannend (Capital-Ausgabe vom 11.12.2023) in dem es heißt: "Die Deutsche Bahn AG zahlt ihren Vorständen für das Jahr 2022 rückwirkend Boni in Höhe von insgesamt knapp fünf Millionen Euro aus – obwohl das marode Unternehmen seine Ziele für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit verfehlt hat. Das geht aus Recherchen von Norddeutschem Rundfunk, Westdeutschem Rundfunk und "Süddeutscher Zeitung" hervor.
Demnach seien die Zahlungen zunächst zurückgestellt worden, weil die Bahn staatliche Unterstützung in Form der Strompreisbremse erhalten hatte. Das Gesetz dazu sieht vor, dass in diesem Fall keine Boni ausgezahlt werden dürfen. Die Strompreisbremse endet jedoch zum Jahresende. "Und dann können auch Boni für das Jahr 2022 fließen, wie das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage bestätigte", schreiben die Medien."
- Wow! Wenn es tatsächlich stimmt, dann übersteigt es die Grenze der Unverschämtheit. Die einzigen, die einen gewaltigen Bonus verdient haben sind die Beschäftigten, insbesondere die ZugbegleiterInnen. Alleine dafür, dass sie tagtäglich diesem Wahnsinn ausgesetzt sind und den Frust der Fahrgäste ungefiltert abbekommen. Hoffentlich bekommen sie wenigstens kostenlose MOTIVATIONSCOACHINGS angeboten. Erst gestern hatte ich auf der Hamburg Strecke einen tollen Zugbegleiter, der den Zug als rasendes Rentier" und sich als "Moderator der Tour" bezeichnete, was er auch erfüllte (so lustig!). Danke dafür!
- Darüber hinaus darf die @deutschebahn ein funktionierendes Krisenmanagement einführen, insbesondere mit einer funktionierenden Krisenkommunikation. Da reicht ein Informationszentrum mit 2 Arbeitsplätzen z.B. im Hbf Hamburg nicht aus (in kleineren Bahnhöfen gibt es noch nicht einmal eins). Einige Menschen sind bereits beim Aussteigen überfordert und wissen nicht was zu tun ist.
Fehlende Informationen verunsichern. Das weiß man, wenn man sich mit Krisenmanagement auskennt (ich bin seit 2005 in dem Bereich tätig).
Da es garantiert ein Krisenmanagement geben wird, frage ich mich, warum es keine Anwendung findet. Selbst bei diesem wetterbedingten Chaos am Donnerstag kam es nicht zum Einsatz. Es gibt keine oder unzureichende Informationen. Personal tritt nicht in Erscheinung, wenn doch,dann allerdings mit weniger Informationen als man selbst über Recherche ermittelt hat. Jeder ist auf sich gestellt und wenn einige Menschen, die altersbedingt, gesundheitlich oder aus welchen Gründen auch immer überfordert sind, dann können sie nur hoffen, dass die Nächstenliebe anderer Fahrgäste für sie greift.
Ich bin total abgef*ckt davon!
Deutsche Bahn es reicht! Es muss sich dringend was ändern!
Die Fahrten mich euch stressen und mir geht wertvolle Zeit verloren.
Warten auf Personal aus einem verspäteten Zug, Reparatur am Zug oder an einem Signal und 1000 andere Gründe für Verspätungen und Ausfälle müssen ein Ende haben.
P.S. Dieser Post resultiert ausschließlich auf meine persönlichen Erfahrungen. Falls ihr andere gemacht habt, freue ich mich für euch!